Während der Nacht hat die Fähre den grössten Teil der Strecke bis Newcastle zurückgelegt. Ausgeruht begeben wir uns zum Frühstück. Gegen 9Uhr Ortszeit (10Uhr unserer Zeit) legt die Fähre in Newcastle an. Routiniert bewerkstelligt das Personal der Fähre das Ausschiffen. Wenig später ordnen wir uns in den Verkehr ein und haben erstmal genug zu tun uns dem Verkehr auf der “falschen Seite” anzupassen. Nachdem wir den Stadtverkehr geschafft haben, steuern wir unser Ziel Edinburgh über kleine Strassen und Singelroads an. Über eine dieser einspurigen Roads rollend, passieren wir die schottische Grenze. Hier ist es ruhig und uns kommen kaum Fahrzeuge entgegen. Gerade während Fahrten in solch ruhigen ländlichen Gegenden fällt uns extrem stark auf, das viele der Grundstücke zum Verkauf stehen. Eine Folge der Immobilien Krise oder schlicht Bevölkerungsschwund?
Das ändert sich, als wir in die schottische Hauptstadt Edinburgh erreichen. Quirliges Leben und der Lärm einer Großstadt. Zum Glück kennt mein Navi den Weg, so kann ich mich ganz auf den Verkehr und meine Mitfahrer konzentrieren. Es ist erst halb vier, als wir auf Anhieb unsere Pension finden. Unsere Wirtsleute, ein Ehepaar, sind nett und die Zimmer gemütlich. Unsere Pension ist nur etwa 10 Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt, so machen wir noch einen Bummel und suchen uns eine schönes Lokal zum Abendessen.

Am heutigen Dienstag lassen wir die Bikes einen Tag stehen. Die Hauptstadt Schottlands kann man nicht im Vorbeiflug erleben. Sicher zählt Edinburgh nicht zu den grössten Städten der Welt, hat aber mit Sicherheit viel zu bieten. Diese Stadt ist von Geschichte durchdrungen, wurde zum Teil zum UNESCO Kulturerbe ernannt, lebt aber keinesfalls in der Vergangenheit sondern ist vielmehr eine moderne Stadt. Im Mittelalter dagegen war Edinburgh eine zum Himmel stinkende Stadt. Eingehüllt unter einer dicken Rauchglocke waren die Häuserwände schwarz vom Russ. Eine Kanalisation gab es nicht, so lagen die Fäkalien meterhoch in den stinkenden Gassen. In Edinburghs blutiger und dunkler Vergangenheit wurde gefoltert und gemordet. Es war also eher Pech, hier geboren zu sein.
Heute ist alles besser. Selbstverständlich ist kein Aufenthalt in Edinburgh vollständig ohne einen Besuch im herrlichen Edinburgh Castle, das die Skyline der Stadt dominiert. Die Festung steht auf einem steilen Felsen aus Vulkangestein und ist dadurch auf natürliche Weise geschützt. Im Laufe der Jahrhunderte hatte die Festung mehrere Rollen. Sie diente als Residenz der schottischen Monarchen, als Gefängnis und als Schatzkammer. Zu jeder Zeit jedoch war sie ein militärischer Stützpunkt, was auch heute noch unverkennbar ist. So hat sich das alljährlich im August zelebrierte Military Tattoo zum grössten Spektakel von Militärkapellen Weltweit entwickelt.
Nach unserem ersten schottischen Frühstück (wir testen erstmal nur bekannte Sachen wie Rührei und kleine Würstchen) erwartet uns Sonnenschein als wir zu Fuss aufbrechen um Edinburgh zu erkunden. Im Castle angekommen ist die Schlange an der Eintrittskasse schon recht lang, doch es geht zügig voran. Hier den Rundgang zu beschreiben, würde die Seite sprengen. Ein paar Fotos sollten daher genügen. Eine Attraktion ist das Abfeuern der Mittagskanone . Mit militärischen Zeremoniell und lautem Knall wird täglich die 13. Stunde bekannt gemacht. Auf jeden Fall kann ich einen Besuch der Burg sehr empfehlen.
Von der Burg gelangen wir direkt auf die Royal Mile. Hier bekommt das Touristenherz alles, was es begehrt. Doch ist diese heute zur Fussgängerzone gemachte Strasse in erster Linie ein prachtvolle Demonstration alter schottischer Baukunst. Beeindruckt schlendern wir diese hinunter und stehen am Ende vor dem Palace of Holyrood. Hier lebte einst Königin Maria Stuart (einige Kammern sind noch orginal erhalten) und auch in heutiger Zeit werden noch 10 elegante Prunkzimmer von der Queen genutzt.